Zeugnisse der Menschlichkeit

Zur Vorbildwirkung von Formen der Resistenz in der Deutschen Wehrmacht. Österreichische Beispiele 1938 bis 1945

Kurzbericht zum Projekt P16-2421 des Zukunftsfonds der Republik Österreich

Die Forschungsarbeit konzentrierte sich zunächst auf die Eruierung von Einzelfällen. Hierbei ist insbesondere das sogenannte „Rot-Weiß-Rot-Buch. Gerechtigkeit für Österreich!“ aus dem Jahr 1946 zu Rate gezogen worden. Es handelt sich um eine vom Bundeskanzleramt/Auswärtige Angelegenheiten initiierte Darstellung, die die These von „Österreich als Opfer Hitlerdeutschlands“ im Sinne der Moskauer Deklaration vom November 1943 verfestigte. Entsprechend kritisch musste mit den relevanten Materialien zum „Rot-Weiß-Rot Buch“ umgegangen werden, die das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) verwahrt. Ergänzend fanden der Bestand des „Rot-Weiß-Rot-Buches“ im Österreichischen Staatsarchiv (ÖStA) sowie weitere themenrelevante Archivalien und gedruckte Quellen Beachtung.

Diese Unterlagen wurden auf verschiedene Formen der Nonkonformität, Resistenz und Opposition hin untersucht. In den Fokus der Analysen gerieten dabei Soldaten, welche sich der Teilnahme an Exekutionen u.a. von Geiseln widersetzten, wie etwa Karl Jocher, Walter Krajnc und Otto Schimek. Sie wurden dafür von Militärgerichten zum Tode verurteilt. Eine andere Gruppe bildeten jene, die - wie zum Beispiel Karl Gröger - mit Widerstandsbewegungen kooperierten und explizit die Rettung von rassistisch Verfolgten anstrebten (mittlerweile besser erforscht: Feldwebel Anton Schmid).

Weiters wurde Beispielen der Devianz, „Fahnenflucht“ und „Wehrkraftzersetzung“ sowie dem Resistenzverhalten unter den Medizinern bzw. im Sanitätswesen der Wehrmacht nachgegangen, etwa am Beispiel des Wiener Oberststabsarztes Viktor Rauch oder des Standortarztes im weißrussischen Sluzk bei Minsk, Erwin Leder.

Einen eigenen Arbeitsbereich des Projekts stellten schließlich „Wehrmachtshelferinnen“ dar. In diesem Zusammenhang ging es um „partnerschaftlichen Widerstand“, Frauen im Familien- und Freundeskreis der „Andersdenkenden“ bzw. weibliche Angehörige der Opposition. Ein Bericht von Frau Charlotte Rohrer sei hier besonders hervorgehoben.

Einzelfälle, die unter der Bezeichnung „Endzeitwiderstand“ zusammengefasst werden können, standen darüber hinaus in den abschließenden Forschungen im Mittelpunkt der Betrachtungen. Dazu gehörten beispielsweise Josef Ritter von Gadolla, der Wiener Oberfeldwebel Aichholzer oder die Angehörigen des sogenannten „Soldatenbundes Wels“.

Projektleiter: Univ.-Doz. Dr. Hannes Leidinger

Unter Mitarbeit von:
Mag. Dr. Richard Hufschmied

Kontakt: hannes.leidinger@univie.ac.at

Gefördert durch den Zukunftsfonds der Republik Österreich